Jordanien – ein Land welches schon seit Jahren auf meiner Bucketlist steht. 2019 ist es soweit: keine Ausreden mehr. Einfach machen.
Da ich nur eine knappe Woche Zeit hatte und so ziemlich alles vom Land sehen wollte, buche ich mir eine Rundreise bei Intrepid Travel (kleine Gruppen, internationales Publikum, Sprache: Englisch). Meine Reisezeit Ende Mai fällt 2019 mitten in den Ramadan. Was soll’s – macht die Reise nur noch spannender. Das Abenteuer kann beginnen!
Tag 1 – Die Hauptstadt Amman
Ankunft in den frühen Morgenstunden am Queen Alia International Airport in Amman. Nach mehreren Stunden Umsteigezeit mitten in der Nacht in Istanbul komme ich vollkommen übermüdet, aber glücklich in Jordanien an. Ich freue mich auf eine Woche voller neuer Eindrücke & Erlebnissen!
Die erste Herausforderung morgens um halb 6 in Jordanien: vom 40km außerhalb liegenden Flughafen ins Zentrum von Amman zu kommen. Der Uhrzeit geschuldet entscheide ich mich für eine Taxifahrt. Ich muss zugeben, ich habe ein klein wenig mulmiges Gefühl, alleine in den Morgenstunden auf leeren Straßen in ein „fremdes Auto“ zu steigen – aber was soll’s.
Der Taxifahrer entpuppt sich zu meiner Freude als sehr gastfreundlich und nett und bringt mich auch auf direktem Wege zu meiner ersten Unterkunft mitten im Zentrum von Amman – dem Art Hotel. Das Hotel ist sehr einfach gehalten – dafür sind die Angestellten trotz früher Uhrzeit umso netter und ich darf bereits in mein Zimmer. Nun heißt es erstmal Schlaf nachholen!
Gegen Mittag packt mich die Neugier auf die neue Umgebung und es kann los gehen: mit einer Stadtkarte bewaffnet mache ich mich zu Fuß auf um Amman zu erkunden. Ich liebe es in fremden Städten einfach drauf loszulaufen, um so auch die alltäglichen Dinge und die Menschen einer Stadt zu entdecken. Und Amman ist für mich besonders. Anders.
Ich suche mir an fremden Orten gerne als Erstes die Plätze mit dem schönsten Weitblick bzw. Panorama. Daher zieht es mich zunächst auf den Zitadellenhügel – von dort aus soll man einen herrlichen Blick über die Stadt haben. Der Weg in der Mittagshitze hat sich definitiv gelohnt: der Blick über die Stadt gleicht einem unendlichen Meer an sandfarbenen Häusern – soweit das Auge reicht. Ein schöner Ort, um das erste Mal den Muezzin durch die Lautsprecher in der Stadt in ohrenbetäubender Lautstärke zu hören.



Zurück ging es zu Fuß über Umwege durch die Rainbow Street und anschließend am römischen Theater vorbei.

Angekommen im Stadtzentrum schlendere ich noch über Märkte (Souks) bevor es wieder ins Hotel geht.

Am Abend treffe ich meine Mitreisenden und unseren Guide. Die Besonderheit bei Intrepid: der Guide ist immer ein Local und die Reisenden meist aus verschiedensten Nationen. Ich reise diesmal mit Australiern, Amerikanern, Engländern und jemanden aus Hong Kong. Neben einer anderen bin ich die einzige Deutsche – I like.
Nach dem ersten gemeinsamen Abendessen mache ich noch einen Abstecher zum römischen Amphitheater. Ich war im Vorfeld sehr gespannt, wie die Reise während des Ramadans sein wird. Fazit: Während die Stadt tagsüber wie ausgestorben war verwandeln sich die Straßen von Amman nachts zu einem wahren Schauspiel! Ob Groß oder Klein, alles trifft sich lachend am Abend in Restaurants, Cafes oder öffentlichen Plätzen.Während mir tagsüber alleine auf den Straßen zum Teil als Frau etwas mulmig war zeigt sich am Abend ein ganz anderes Bild.
Tag 2 – Ab in die Wüste: Wadi Rum
Um 9 Uhr geht es endlich mit einem kleinen privaten Bus für uns los in Richtung Wadi Rum!
Nachdem wir das Stadtgebiet von Amman hinter uns gelassen haben tauchen wir in die karge Landschaft von Jordanien ein. Endlose Weiten. Die ersten wild lebenden Kamele! Wieder endlose Weiten. Unbegreiflich, unfassbar, aber dennoch real.

Nach stundenlanger Fahrt steigen wir in geländetaugliche Jeeps um. Der Bus hätte bei dem was dann kommt definitiv keine Chance…
Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass es mit dem Jeep etwas schneller durch die Wüste geht, aber unser Fahrer hat die jordanische Gelassenheit, so dass wir in einem sehr gemächlichen Tempo die Schönheit der Wüste Wadi Rum bewundern können. Herrlich zum Entschleunigen & Genießen!
Das Wüstencamp haben wir für die nächsten drei Tage für uns alleine – welch Luxus! Davon ist in den Zelten zwar weniger zu merken, aber wer braucht schon Luxus wenn er an diesem bemerkenswerten Fleckchen der Erde übernachten darf!
Obwohl es in der Wadi Rum viele Camps gibt, komme ich mir vor als wären wir ganz alleine in dieser unglaublichen Landschaft. Wohin das Auge blickt – Weite & keine Menschenseele.






Der Sternenhimmel, die Weite, die verschiedenen Farbschattierungen – vor allem während des Sonnenuntergangs – alles schwer in Worte zu fassen.
Tag 3 – Quer durch die Wüste
Heute geht es auf Wanderschaft – eine 5-stündige Wanderung durch die Wüste steht auf unserem Programm. Wir laufen ca. 15 Kilometer durch die Wadi Rum und genießen verschiedene Farbspektakel, Weiten und Felsformationen.
Kein Wunder, dass dieser Ort Schauplatz zahlreicher Kinofilme wie z.B. Lawrence von Arabien, Star Wars und Aladdin ist.


Die Mittagshitze scheint mich am Ende der Wanderung in die Knie zwingen zu wollen. So schleppe ich mich den letzten Anstieg zum Camp hoch – mein letztes Trinkwasser kann ich mir in der Hoffnung auf ein wenig Abkühlung dabei nur noch über den Kopf schütten…
Wo ich mir am Vortag noch Gedanken gemacht habe was wir wohl den ganzen Nachmittag ohne Programm im Camp machen ist jetzt pure Freude über das Nichtstun. Mit letzten Kräften lege ich mich ins Versorgungszelt (mein eigenes ist aufgrund der Hitze nicht betretbar) und schlafe glücklich und zufrieden ein. Und schlafe. Und schlafe. Alle anderen übrigens auch 🙂
Am Abend gibt es ein typisch jordanisches Essen, welches im unterirdischen Ofen zubereitet wird bevor es dann zum Sterne gucken geht. Den Sternenhimmel sollte man sich in der Wüste definitiv nicht entgehen lassen!
Was ich an diesem Tag noch nicht weiß: auch Wochen nach diesem Tag wird in meinen Schuhen noch roter Sand stecken!
Tag 4 & 5 – Antike Felsenstadt Petra
Die Karawane zieht weiter. Raus aus der Wüste, denn heute ist es soweit! Mein Traum wird wahr – der Grund warum ich all die Jahre nach Jordanien wollte: ich werde die antike Felsenstadt Petra sehen, durchwandern, erleben.
Wie lange hatte ich diesen Ort auf meiner Bucketlist! Nach der Wüste habe ich während der Fahrt jedoch kurz Bedenken, ob die letzten beiden Tage überhaupt noch zu toppen sind. We will see.
Nach dem Einchecken im La Maison Hotel Petra geht es endlich los: ein kurzer Fussweg und schon stehen wir im modernen Visitor Center von Petra. Sehr kommerziell. Sehr viele Souvenir Stände, die Hüte, Mützen, Tassen usw. anpreisen.


Kennt ihr das Gefühl ihr habt von etwas schon so viel gelesen oder Bilder gesehen und dann seid ihr dort und es kommt euch vor als wäre man schon da gewesen?
So ging es mir als ich im Canyon in Richtung Treasury, der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit in der alten, von den Nabatäern aus Felsen der umliegenden Berge errichteten Hauptstadt, gelaufen bin. Und dann der eigentliche Höhepunkt der Reise: der Moment, in dem ich den ersten Blick auf das Treasury werfen kann. Umwerfend. Atemberaubend.


Am ersten Tag führt uns unser Guide durch das UNESCO Weltkulturgut. Mit Petra verbinden die meisten das Treasury, dabei ist die antike Stadt soviel mehr! Man könnte eine ganze Woche dort verbringen und jeden Tag etwas Neues entdecken.
Am zweiten Tag mache ich mich mit vier anderen aus unserer Gruppe morgens um 6 Uhr auf, vor allem um der Mittagshitze und Touristenmassen zu entkommen. Wir werden belohnt! Beim Treasury angekommen machen wir eine kurze „Wanderung“ zu DEM Aussichtspunkt. Andere würden es auch eine kleine Klettertour nennen.

Von dort aus kann man noch weiter nach oben steigen und hat eine unbeschreiblich schöne Aussicht auf den Talkessel von Petra. Es fühlt sich an, als hätten wir dieses Areal nur für uns. Kein Tourist weit und breit. Lediglich ein Einheimischer mit seinem Esel, der uns nach zwei Stunden Wanderung darauf hinweist, dass wir doch in die falsche Richtung laufen 🙂








Tipp für diese Wanderung: man sollte etwas schwindelfrei sein und gutes Schuhwerk tragen.
Gegen Mittag machen wir uns erschöpft aber glücklich auf den Rückweg zum Hotel. Im Canyon strömen uns Menschenmassen entgegen – in der Zwischenzeit sind so viele Busse mit Touristen angekommen! Das Aufstehen hat sich definitiv gelohnt – große Empfehlung.
Den Nachmittag verbringen wir auf einem Hotel Rooftop mit Pool (diesen kann man gegen geringe Gebühr auch als Nicht-Gast nutzen) und lassen den Tag dort auch ausklingen.
Zu unserer Unterkunft dem La Maison Hotel Petra: das absolutes Highlight ist die Lage! In nur wenigen Gehminuten ist man am Visitor Center. Ansonsten ist das Hotel sauber und das Frühstück gut – hat aber keinen eigenen Pool.
Tag 6 – In Richtung Norden: Totes Meer, Mt. Nebo, Kerak Castle
Goodbye Petra – du warst einmalig und wirst mir unvergessen bleiben! Heute geht es in Richtung Norden des Landes. Auf dem Weg werden wir aber noch eines meiner weiteren Highlights der Reise besuchen: das Tote Meer! Was freue ich mich auf meinen ersten Besuch und das Schwimmen, ähhhh Liegen, auf dem Wasser. Was ich noch nicht weiß: an diesem Tag werde ich wieder an meine Grenze gehen müssen. Normalerweise kann mir Hitze wirklich nichts an, aber dieses Jordanien tut alles um mich eines besseren zu belehren.
Zunächst führt uns unser Weg über den King`s Highway erst zur Kreuzfahrerburg Kerak, die auf 1000 Meter auf einem Felsvorsprung liegt.


Nach einer kurzen Besichtigung geht es in Richtung Totes Meer. Wir fahren den Beach Club des Amman Beach Resorts an, in dem es auch Mittagessen gibt. Da mein Magen vom Vortag etwas grummelig ist verzichte ich heute lieber.
Schon beim Aussteigen aus dem Bus ist mein erster Gedanke: Mensch, ganz schön warm hier. Beim Weitergehen: bin ich in der Sauna?

Dazu sei gesagt: das Tote Meer liegt 418 Meter unter NN. Die Luft steht. Es hat 46 Grad im Schatten. Es gibt nur vereinzelte Palmen, die Schatten spenden. Das wars.

Nichtsdestotrotz wage ich mich den schattenfreien Weg hinunter zum Ufer – man ist ja schließlich nicht jeden Tag am Toten Meer! Hitze hin oder her. Das Tote Meer ist übrigens kein wirkliches Meer. Es ist lediglich ein See mit sehr hohem Salzgehalt.

Was für ein Spaß! Dieses Gefühl, dass erste Mal vom Wasser getragen zu werden – egal welche Verrenkungen bzw. Figuren man macht. So witzig. Wir haben alle sehr viel Spaß und lachen uns kaputt dabei 🙂
In diesem Moment sind auch die Insekten, die zu Tausenden an unseren Kleidungsstücken oder der Haut hängen, die fast unerträgliche Hitze, das Brennen des Salzwassers auf den Lippen oder in den Augen und der teuer verkaufte Schlamm aus dem Toten Meer (für Fotos) vergessen. Wir haben definitiv Spaß und genießen den Moment!
Nach der Planscherei geht es in den Pool, der einzig erträgliche Ort an diesem heißen Tag. Man möchte am liebsten die ganze Zeit untertauchen, um der Hitze zu entgehen – doch zum Glück spendet am Pool eine Palme Schatten.
Nach 2 Stunden geht es mit unserem Bus weiter. Obwohl ich eigentlich kein Fan von Klimaanlagen bin – an diesem Tag bin ich dafür einfach nur dankbar.
Der nächste Stop ist der heilige Berg Nebo: eine historische Stätte, von dem aus Mose das gelobte Land sehen durfte aber sterben musste, ohne es betreten zu dürfen. Heutzutage ist es ein beliebtes Ziel für Pilger. Selbst der Papst hat im Jahr 2000 hier einen Baum gepflanzt.
Von dem ca. 800m hohen Berg hat man eine fantastische Aussicht auf das umliegende Jordantal und das Tote Meer bis hin zu Israel.


Dankbar steige ich nach der Besichtigung in unseren klimatisierten Bus und wir düsen zu unserem heutigen und auch letzten Übernachtungsort: dem christlichen Ort Madaba.
Nach einem langen Tag freue ich mich nur noch auf eine kalte Dusche. In unserem Hotel in Madaba angekommen möchte ich dann nur noch schlafen. Was ich an diesem Tag auch einfach mache.
Wir übernachten übrigens im Mariam Hotel. Tipp: achtet darauf, ein Zimmer mit Balkon in Richtung Pool zu bekommen! Durch die Besucher des Pools kann es tagsüber zwar etwas lauter werden, allerdings erscheint mir das noch immer besser als das Straßenpanorama – ohne Balkon.
Tag 7 – Jerash & Madaba
Heute machen wir uns auf dem Weg nach Jerash. Ehrlich gesagt habe ich keine großen Erwartungen daran. Dort soll es Ausgrabungen geben.
Was wurde ich eines Besseren belehrt! Diese Ausgrabungen übertreffen so einiges was ich bisher gesehen habe! Jerash, auch unter dem Namen Gerasa bekannt, kann meines Erachtens definitiv mit z.B. Herkaluneum mithalten. Der Ort ist also unbedingt einen Besuch wert!


Danach geht es wieder in Richtung Madaba, wo wir zu Fuß eine geführte Tour durch das Örtchen machen. Die berühmteste Sehenswürdigkeit ist dabei die St. Georgs Kirche. In ihr befindet sich das Mosaik von Madaba, das Palästina im 6. Jahrhundert abbildet (die älteste Karte des Heiligen Landes).

An unseren letzten Abend verbringen wir ein gemeinsames Abendessen miteinander.
Tag 8 – Madaba – letzter Tag
Meine Mitreisenden reisen heute alle ab – ich bleibe alleine zurück. Ich hatte geplant in ein nettes Wellnesshotel am Toten Meer zu fahren. Nachdem die Hitzewelle weiterhin besteht bleibe ich einfach in Madaba und schaue mir den Ort nochmal auf eigene Faust an, um einige Souvenirs zu shoppen. In der Hoffnung auf einen Markt laufe ich ins Stadtzentrum – werde aber auch nach mehrmaligen Rumfragen nicht fündig und gebe auf.
Einziger Vorteil von Madaba: der Weg zum Flughafen ist relativ kurz 🙂
Tag 9 – Time to say Goodbye
Time to say Goodbye. Jordanien – du warst gut zu mir! Durch all die verschiedenen Facetten des Landes fühlte es sich so viel länger als eine Woche an.
Jordanien ist für mich vielfältig, anders, karg, atemberaubend, unendlich. Der Ramadan hat ich auf der Reise kaum beeinflusst. Lediglich in Amman war tagsüber etwas davon zu spüren – was dafür durch die Stimmung und das Treiben nach Sonnenuntergang entschädigt wurde!
Würde ich etwas anders machen? Die Reise war für den Einstieg genau richtig so wie sie war. Lediglich die letzte Nacht in Madaba würde ich verlegen, aber das ist Geschmacksache.
Ich werde definitiv wiederkommen!
Allgemein:
- unterwegs war ich mit Intrepid (selbst bezahlt), die Touren sind englischsprachig und das Publikum international – was ich sehr mag. Ein ähnliches Konzept bietet GAdventures, mit denen ich bereits andere Länder bereist habe.