Kamtschatka – der Ferne Osten Russlands

Im Oktober 2018 ging ein Traum von mir in Erfüllung: Kamtschatka. Kam- was? Noch nie gehört? Das sollte sich jetzt schleunigst ändern, denn es handelt sich um einen der für mich faszinierendsten Flecken auf der Erde: unberührte Natur & endlose Weiten.

Kamtschatka ist eine Halbinsel im ostasiatischen Teil Russlands und gehört zum Föderationskreis Ferner Osten. Vor zig Jahren hatte ich darüber eine Reportage gesehen. Die unberührte Natur hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich hatte es allerdings in die Kategorie „zu weit weg, zu exotisch, unmöglich“ gesteckt. Aber das Leben spielt manchmal anders. So sitze ich im Oktober 2018 im Flieger über Moskau in Richtung Ferner Osten.

Ich habe vorher einen Stopp in Vladivostok und bin von dort aus direkt mit Aurora Airlines (Tochter von Aeroflot) in 2,5 Stunden nach Petropawlowsk-Kamtsatski geflogen. Ab Moskau gibt es aber auch Direktflüge mit Aeroflot (Stand 2019).

Ankunftstor am Flughafen
Flughafengebäude

Obwohl auch große Langstreckenmaschinen Petropavlovsk anfliegen ist der Flughafen verhältnismäßig klein. Es gibt ein kleines Abfertigungsgebäude, das zu Hochzeiten gut gefüllt ist und aus allen Nähten platzt. Böse Zungen sprechen dann vom Chaos. Die zwei Kofferausgabebänder befinden sich in einem „Nebengebäude“, welches eher einem Gewächshaus als einem normalen Gebäude gleicht. Willkommen in Kamtschatka!

Herzliche Willkommen in Kamtschatka!
Kofferausgabe

Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir unsere Unterkunft in Petropawlowsk – dem Hotel Avacha. Die Unterkünfte in Kamtschatka sind eher einfacherer Natur, Luxushotels oder internationale Hotelketten sucht man dort noch vergebens.

Hotel Avacha in Petropawlowsk-Kamtschatski

Der Name Avacha begegnet einem dort übrigens ständig: es gibt einen Fluß, eine Bucht & danach benannte Hotels oder auch Restaurants…

Nach dem Einchecken verlieren wir keine Zeit und machen uns auf dem Weg zu etwas für die Region sehr typischen: heißen Quellen.

Man kann sich das etwa so vorstellen: man zahlt Eintritt und hat dann Zugang zu verschiedene Becken im Außenbereich, in denen heißes Quellwasser ist. In unserem Fall hat es sich um relativ kleinen Becken gehandelt. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass man ziemlich beengt sitzt (ca. 8 Leute) – man sollte also am besten mit Friends & Family reisen… Zur Abkühlung wird dann im nebenan gelegenen See gesprungen.

Helikopter-Rundflug über Kamtschatka

Am nächsten Tag steht dann das Highlight der Reise an: eine Helikoptertour! Es ist unglaublich: blauer Himmel – das Wetter ist wunderschön! Ein warmer, sonniger Herbsttag, kaum eine Wolke am Himmel. Wäre das Wetter wie am Vortag hätte die Tour abgesagt werden müssen, da die Helikopter nur bei guten Wetter fliegen. Wir Glückskinder!

Wir werden zunächst am Hotel abgeholt und zum 30 Minuten entfernten Heliport gefahren. Dort wird eingecheckt und wir werden einem Helikopter zugeteilt. Unsere Gruppe umfasst ca. 20 Personen die neben uns nur aus russischsprachigen Mitreisenden besteht.

Heliport am Morgen

Wir starten in Richtung Norden, vorbei an imposanter Natur. Unter anderem zwei Vulkanen: der Karymskiy und Mali Semyachik. Unsere Reiseleitung, die uns liebevoll mit „Dear Tourists“ anspricht, weißt uns während des Fluges mit Schildern auf die jeweiligen Vulkane hin. Eine Erklärung dazu gibt es über Kopfhörer, denn das Geräusch des Helikopters macht es unmöglich, sich normal zu unterhalten. 

Über den Wolken…

Nach über einer Stunde Flug landen wir endlich. Unser erster Stopp führt uns in das Tal der Geysire. Die Gegend ist eine der größten Geysir Gebiete der Welt!

Unser Helikopter im Tal der Geysire

Unsere Rundtour führt uns über Holzwege zu verschiedenen Aussichtsplattformen. Überall brodelt es. Einen Geysir können wir sogar aus nächster Nähe beim Ausbruch beobachten! 

Übrigens ist bei jedem Stopp ein Ranger vor Ort und begleitet uns. Es ist zwar keine Bärenzeit – aber sicher ist sicher 🙂

Man weiß ja nie wo die Bären gerade sind…

Nach nur 10 Minuten Flug kommen wir bei unserer nächsten Station an. Und ich komme schon wieder nicht aus dem Staunen raus… 

Landeplatz in der Uzon Caldera
Visitor Center Uzon Caldera

Eine Landschaft wie die Uzon Caldera habe ich vorher noch nicht erlebt. Die Natur dort hat etwas von einer Mondlandschaft. Wohin man auch sieht – vulkanische Aktivitäten. 

Uzon Caldera – Blick aus dem Helikopter

Zum nächsten Halt fliegen wir ca. 40 Minuten über die wunderschöne Natur Kamtschatkas. Unser nächstes – und auch letztes Ziel auf der Tour sieht auf dem ersten Blick wie eine kleine Hütte – mitten im Nirgendwo aus. Die Landschaft rund herum wie immer spektakulär.

Nalychevo Heiße Quelle

Es stellt sich heraus, dass die Hütte im Naturpark Nalychevo liegt. Der Name ist übrigens auf den Fluss zurückzuführen. 

In der Hütte vor Ort haben wir die Möglichkeit uns umzuziehen und danach ein Bad in den 40 – 45 Grad heißen Quellen zu nehmen. Ich stehe mit diesen Quellen etwas auf Kriegsfuß. Bei unserem ersten Besuch war es bereits dunkel, d.h. man konnte im Wasser nichts erkennen. In diesem Falle war die Sache jedoch anders, was die Dauer meines Bades dann doch sehr verkürzt hat…

Im Anschluss gab es bei den Quellen an einer langen Tafel für alle noch ein überraschend leckeres Mittagessen in der Herbstsonne Kamtschatkas. Die perfekte Gelegenheit unserer Reiseleitung etwas auszuquetschen! Ich liebe es mit Einheimischen zu sprechen und von ihnen auch Alltägliches aus ihrem Leben zu erfahren.

Es stellt sich heraus, dass sie eigentlich aus Sibirien stammt. Der Liebe wegen ist sie auf die Halbinsel gezogen. O-Ton: ihr Mann hat versucht wegzuziehen, aber die Bewohner von Kamtschatka zieht es immer wieder zurück. Sie können nicht ohne ihre Vulkane, Berge und Natur leben! Einmal Kamtschatka, immer Kamtschatka.

Verständlich, würde ich sagen.

Unser Rückflug zum Heliport dauert etwa 20 Minuten.

Der Tag war bisher unfassbar und nicht in Worte zu fassen. Aber irgendwie bin ich auch froh, nach 6 Stunden heil aus diesem Helikopter zu steigen. 

Unser Helikopter von innen

Abstecher zum Pazifik – die Avacha Bucht

Da der Tag noch jung ist und das Wetter unglaublich schön machen wir noch einen Abstecher zum Pazifik zur – wie könnte es anders sein – Avacha Bucht. Dort ist man ja auch nicht alle Tage…

Avacha Bucht

An der Uferpromenade und am Strand flanieren viele Leute und genießen die Sonne. Es ist schließlich Sonntag!

Ein weiteres Muss in Kamtschatka: ein Erinnerungsfoto mit dem „Welcome to Russia“ Monument. Es zeigt Bären – das Wappentier der Region – und im Hintergrund sind imposanten Vulkane zu sehen.

Volcanarium – das Vulkanmuseum in Petropavlovsk

Da es die Zeit zulässt machen wir noch einen Abstecher zum Volcanarium – das Vulkanmuseum in Petropawlowsk-Kamtschatski. Ich gebe zu, vor dem Gebäude stehend habe ich meine Erwartung ganz nach unten geschraubt. Aber ich sollte eines besseren belehrt werden: wir wurden von einer extrem motivierten junge Dame herumgeführt, die Vulkanologie studiert hat und ihren Job sehr liebt. Sie hat die Führung durch die verschiedenen Räume so interaktiv, lebendig und spannend gestaltet, dass sie aus mir einen neuen Vulkan-Fan gemacht hat! 

Time to say goodbye!

Der letzte Tag bricht an. Noch immer überwältigt von den Eindrücken des gestrigen Tages heißt es dann schon: Time to say Goodbye! 

Vor dem Rückflug geht es noch schnell zum lokalen Fischmarkt. Dieser ist zu Fuß in wenigen Minuten vom Hotel aus erreichbar.

Da leuchten die Augen der Freunde der Meerestiere! Vom Kaviar über Lachs und der weltberühmten Kamtschatka Krabbe – alles frisch und in bester Qualität. Natürlich decken wir uns hier noch mit Souvenirs ein (was uns später zum Verhängnis werden sollte – ich sage nur: Chaos am Flughafen, Koffer die nicht ankommen – gut, dass man das nicht vorher weiß). Eine absolute Empfehlung!

Kamtschatka – für mich unberührte Natur, Weiten und Verheißungsvoll. Ich bin unglaublich dankbar diese Reise gemacht haben zu dürfen. Sie hat mich definitiv geprägt. 

Tipps & Empfehlungen

  • Flüge nach gibt es mit Aeroflot https://www.aeroflot.ru/ru-de
  • Helikopter Touren könnt ihr hier buchen: http://vityaz.travel/de/valley 
  • Volcanarium – das Vulkan Museum (wirklich ein Besuch wert!): http://vulcanarium.com/en/
  • Essen in Petropavlovsk: bei kleineren Gruppen (wir waren 8 Personen) sollte man vorab in den Restaurants reservieren
  • Restaurant San Marino: exzellentes Essen – unbedingt die Kamtschatka Krabben vorbestellen (es gab sogar Live Cooking vom Koch am Tisch)!
  • Restaurant Local Kitchen: moderneres Restaurant mit sehr guten russischen Essen
  • Literatur zu Kamtschatka findet ihr hier Literatur Kamtschatka (leider gibt es nur wenig aktuelle Reiseführer)


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